1. Liebe Barbara, ich freue mich sehr, dass ich dich mit EMERALD BERLIN als Teil unserer Female Founder Stories vorstellen darf. Erzähl gerne ein wenig über dich und dein Unternehmen. 

Liebe Lisa, Danke, dass ich Teil eurer Female Founder Stories sein darf. Wie du schon so eingangs gesagt hast, bin ich die Gründerin von EMERALD BERLIN. EMERALD ist ein social Startup, welches ich 2018 gegründet habe. Bei uns dreht sich alles um “Social Storytelling”. Wenn wir uns Kurzfassen müssen sagen wir immer, wir machen Influencermarketing für soziale Projekte über wirkungsbezogene Produkte wie z.B. Statement Mode.

Bevor ich EMERALD gegründet habe, habe ich bereits 10 Jahre im Mode- & Lifestylebereich gearbeitet. Mir war immer klar, dass ich irgendwann etwas Eigenes machen möchte. Mir war aber auch sehr wichtig, dass ich im Vorfeld Erfahrungen sammeln kann, auf deren Basis ich aufbauen kann. Wissen hat mir schon immer Sicherheit gegeben. Meine Mutter sagt immer, ich wäre als Kind zwei Schritte gelaufen, hingefallen und dann erst wieder gelaufen als ich auch ready war zu rennen. Ich glaube, das beschreibt meinen Charakter auch ganz gut.

Ich komme aus einer sehr großen internationalen Familie. Die 9 Geschwister meiner (deutschen) Mutter haben fast alle international geheiratet. In meiner Familie gibt es Spanier, Franzosen, außer mir noch mehr Italiener und Pakistani. Meine Familie verbindet dabei ein ganz enges Band. Loyalität und Zuverlässigkeit steht dabei immer an erster Stelle. Mir hat das immer extrem viel Halt gegeben. Vor allem hat es mir aber auch beigebracht, dass all unsere Unterschiede und Besonderheiten uns Einzigartig machen. Meine Großmutter kam damals, nach dem 2. Weltkrieg, als vertriebene Sudetendeutsche zu Fuß nach Deutschland. Mein Großvater verbrachte den Krieg versteckt in der Scheune seiner Eltern. Solche Geschichten und die Geschichten meiner Tanten und Onkel, waren bei uns immer allgegenwärtig. Ich versuche mich deshalb auch möglichst oft daran zu erinnern, wie privilegiert ich bin und wie glücklich ich mich schätzen kann in einer so sicheren Zeit in einem Land wie Deutschland aufgewachsen zu sein. Auch wenn wir die aktuelle COVID19- Zeit zu Recht als unsicher empfinden. Mir war schon immer bewusst, dass das nicht das Glück von jedem Kind ist.

Ich spende bereits seit ich ein Kind bin und habe ganz bewusst mit meinem ersten festen Job angefangen jeden Monat regelmäßig zu spenden. Von meinen Freunden weiss ich aber, dass ich damit ziemlich alleine bin. Das wird auch klar, wenn man sich Statistiken zum Spendenverhalten in Deutschland ansieht. Alleine seit 2005 gibt es in Deutschland nur noch halb so viele Spender. Im wesentlichen liegt das daran, dass ältere Menschen, die deutlich spendenaffiner sind, wegsterben und zu wenige junge Menschen nachkommen. 

Marketing hat sich in den letzten 10 Jahren grundlegend verändert. Statt TV schauen wir ununterbrochen auf unsere Smartphones. Egal wo wir stehen und egal was wir machen. Das Handy ist immer dabei. Und damit auch Plattformen wie z.B. Instagram. Instagram ist eine extrem positive Plattform die sehr davon lebt, dass Menschen andere Menschen für etwas das sie vermeintlich haben, bewundern und im schlimmsten Fall sogar beneiden. Auch wenn man weiss, dass vieles davon gestellt ist, ist dieser Druck für viele trotzdem enorm hoch. NGOs fehlt dieser positive Content, da ihre Themen oft nicht zu den gängigen Instagram-Themen passen. Mit unserer Arbeit wollen wir diesen wichtigen Content schaffen und so visuelle Anker für Social-Media bilden, die dabei helfen mehr Verständnis für soziale Themen zu schaffen und so dauerhaft die Spendenbereitschaft junger Menschen zu erhöhen. 

2. Impact Fashion - was bedeutet das?

Das Wort haben wir irgendwann mal erfunden als es darum ging unser Geschäftsmodell auf einen Begriff zu reduzieren. 

Wir nutzen Mode (und inzwischen auch andere Produkte), um soziale Veränderungen herbeizuführen. Wir sind also absolut kein klassisches Modelabel und wollen auch so verstanden werden. 

Für uns steht die (soziale) Geschichte immer an erster Stelle. Unsere Produkte sind quasi der Transporteur dieser Geschichten und geben Menschen die Möglichkeiten, diese Geschichten sichtbar zu machen und sie mit sich zu tragen. Quasi als konstanter Reminder. Zusätzlich kann die Geschichte hinter jedem Produkt auf die Frage “Cooler Pulli, woher ist der?” immer wieder weitererzählt werden. Wir lieben das statt einfach nur eine Brand zu sagen, die keinerlei Bedeutung hat.

3. Worauf achtest du bei der Suche nach neuen Projekten / NGOs?

Zu Beginn habe ich versucht Themen auszuwählen, die ich selbst auch spannend finden würde. Mir war dabei besonders wichtig, dass die Themen sich gut voneinander unterscheiden und man sie leicht und gut verstehen kann. Unser Shop funktioniert wie eine Awareness-Plattform. Jeder soll bei uns die Möglichkeit haben, sein persönliches Herzensthema zu finden. Damals haben sich die Influencer die uns supporten aus diesen Projekten Produkte ausgesucht, die sie supporten möchten. Inzwischen sind es auch viele eigene Influencer Kollektionen bei denen sich der Influencer quasi mit uns berät und wir dann gemeinsam ein soziales Projekt für ihn finden, dass perfekt zu ihm passt. Für die Auswahl der Projekte haben wir einen Kriterienkatalog. 

1. Entwicklungszusammenarbeit statt Entwicklungshilfe: Wir wollen Projekte die sich mittelfristig selbst tragen können und wirkliche Veränderungen für die Betroffenen bewirken. Dazu haben wir auch mal einen Blogpost geschrieben, der das Thema nochmal gut auseinandernimmt und in seinen Grundlagen erklärt.

2. Frei von jeglicher Diskrimminierung: Für uns ist ganz klar und wichtig, dass wir alle die gleichen Rechte verdient haben und wir leben das nicht nur selbst bei uns im Unternehmen sondern wollen das auch mit den Projekten die wir supporten unterstützen.

3. Pro Demokratisch: Wir wollen Gleichberechtigung auf allen Gebieten. Das heisst im Umkehrschluss manchmal aber auch, dass wir uns Meinungen anhören müssen, hinter denen wir nicht stehen, solange sie niemanden verletzen oder diskriminieren. Denn auch das ist Demokratie und freie Meinungsäußerung. Auch wenn wir uns der Einfachheit Halber natürlich oft wünschen, die eine oder andere Diskussion nicht führen zu müssen. 

4. Ohne religiösen Bezug: Wir glauben, dass Religion eine ganz private Entscheidung sein sollte. In unseren Projekten achten wir deshalb darauf, dass keine religiösen Bezüge bestehen.


4. Bald wird es ja in der gesamten DACH Region Postkarten / Poster von euch geben! Was hat es damit auf sich?

Jaaa! Auf das Projekt freuen wir uns ganz Besonders. Wir haben im letzten Jahr angefangen unser Sortiment zu erweitern. Als junges und kleines Startup ist das manchmal nicht immer ganz einfach. Deshalb haben wir uns einen erfahrenen Partner gesucht. Modern times beliefert in der gesamten DACH Region seit über 30 Jahren 3.500 Fach- und Einzelhändler mit ihren Postkarten. 

Gemeinsam haben wir nun eine Kollektion entwickelt, die auf 50 Motiven 10 Organisationen unterstützt. Dabei steht immer der gesellschaftliche Zusammenhang im Fokus. Wir haben versucht die Themen so umzusetzen, wie wir sie persönlich auch empfinden. Wir freuen uns schon sehr, wenn wir sie ab Januar in den Stores sehen können und sind davon überzeugt, dass viele Geschäftsinhaber und Geschäftsführer mutig genug sein werden, diesen wichtigen Botschaften eine Plattform zu geben.

5. Neben dem Verkauf von Kleidung bietet ihr auch Consulting für Unternehmen an, die sich mehr mit sozialer Verantwortung beschäftigen möchten. Sicher ist das sehr individuell, je nachdem welche Ziele die Unternehmen verfolgen. 

Welche 3 Tipps kannst du jungen Marken allgemein geben, die einen positiven Beitrag leisten möchten?

Ja da hast du recht. Das ist in jedem Fall sehr individuell. Wir haben aber ein System entwickelt, was für die meisten Unternehmen und Organisationen wie eine Vorlage fungieren kann. Auf Basis dieser Vorlage bauen wir gerade an einer technischen Lösung, um über eine Matchmaking und AI basierte Plattform noch mehr Unternehmen und Organisationen Zugang zu guten CSR (Corporate social responsibility) Kampagnen geben zu können. Prinzipiell würde ich immer sagen: 

1. Hinterfragt eure Lieferketten. Schaut, was man jetzt schon besser machen kann und überlegt euch, wohin ihr euch gerne entwickeln möchtet.

2. Checkt eure Business Gewohnheiten. 
Muss wirklich alles ausgedruckt werden? Ist jede Reise notwendig? Kann ich CO2 Kompensieren?

3. Soziale Verantwortung fängt bei persönlichem Bewusstsein an. Sucht euch ein zu eurem Unternehmen passendes soziales Thema und schaut, wie ihr das in eure Arbeit einbinden könnt. Dabei muss nicht immer alles nach außen sichtbar sein und ihr solltet unbedingt darauf achten, dass eure Arbeit einen wirklichen Mehrwert für die Organisation hat. Ich persönlich halte z.B. nicht so viel von einfachen “buy & donate” Modellen, da sie oft Greenwashing sind. Denn nur weil ich 10% meiner Umsätze spende, bin ich noch lange kein Sozialunternehmen und bewirke eine soziale Veränderung. Sonst hätten auch Autokonzerne das Recht sich so zu nennen. Und das wäre irgendwie komisch, oder?  

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Wenn du mehr über Barbara und EMERALD BERLIN erfahren möchtest, schaue gerne hier vorbei:

Zur Website: www.emerald-berlin.com

Zu Instagram: @emeraldberlin

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