1. Liebe Mandana, ich freue mich sehr, dass ich dich und Studio Lietz als Teil unserer Female Founder Community vorstellen darf. Erzähl doch gerne ein wenig über dich und dein Unternehmen.
Das mache ich gern. Aber zuerst merci - für Eure Female Founder Stories, den großartigen Spirit dahinter und dass ich mit Studio Lietz Teil dessen sein darf!
Ich bin also Mandana, 37, schon immer Berlinerin und schon immer mit einem Faible für die schöne Dinge. 2019 habe ich meinen Job als Rechtsanwältin in einer großen Kanzlei an den Nagel gehangen, weil ich nicht mehr happy war, und einem über viele Jahre immer wieder aufblitzenden Interesse für Unternehmertum Platz machen wollte. Über den Umweg einer anderen Geschäftsidee habe ich 2020 Studio Lietz gegründet und bin dort – ich glaube das ist aktuell die treffende Beschreibung – Head of Everything.
Studio Lietz ist ein Label, das geschmackvolles Equipment für Yoga und Meditation macht. Mit unseren pretty yoga things verknüpfen wir diese traditionellen Praktiken mit zeitgemäßem Design. So machen wir die Themen Yoga, Meditation und Mindfulness für urbane Frauen, die einen bewussten Lifestyle leben und schöne Dinge mögen, noch zugänglicher. Wir wollen aber nicht nur hübsche Produkte machen, sondern auch conscious business. Deshalb arbeiten wir mit lokalen Produzenten und Zulieferern, die oft seit Generationen in Familienhand sind, verwenden Baumwolle und Bio-Füllmaterial für unsere Produkte und reduzieren Verpackungsmaterial.
Im Moment gibt es von Studio Lietz Meditationskissen, Yoga Bolster, Yoga Blöcke und Augenkissen in verschiedenen Designs. Und natürlich sind viele andere schöne Dinge in Planung.
2. Was war deine Motivation Studio Lietz zu gründen?
Während des ersten Lockdowns habe ich angefangen, zuhause Yoga online zu machen. Ich liebe Yin Yoga, eine ganz ruhige Art des Yoga. Dabei wird viel mit einem Yoga Bolster gearbeitet. So etwas hatte ich zuhause nicht und wollte mir eins im Internet bestellen. Aber ich fand keins, das mir gefiel. Nichts, was ich in meinem Wohnzimmer liegen haben wollte. Die Sachen waren entweder eintönig, traditionell gemustert oder esoterisch bunt. Beim Ansehen dachte ich „Das bin nicht ich, damit kann ich mich null identifizieren.“. Nach 30 Minuten habe ich die Suche aufgegeben und beschlossen „Dann mache ich das jetzt eben selbst.“. Die Geschichte hinter Studio Lietz ist also eine echte scratch-your-own-itch-Story.
Ich finde wir alle sollten die Möglichkeit haben, uns mit Dingen zu umgeben, die wir mögen. Die unser Herz ein bisschen höherschlagen lassen. Und in denen wir uns wiederfinden. Gerade wenn diese Dinge Teil von etwas sind, das wir für unser Wohlbefinden tun, und Teil unseres Zuhauses sein sollen.
3. Nachdem du wusstest, dass du gründen möchtest: womit hast du als erstes angefangen & wie bist du vorgegangen?
Ich habe im Grunde gleich am nächsten Tag mit der Produktentwicklung begonnen. Für meine ursprüngliche Geschäftsidee hatte ich schon eine Freelancerin engagiert, die schneidern konnte. Alles andere habe ich selbst gemacht – vom Logo über das Design der Stoffe bis zur Website. Und alles war absolutes Neuland für mich.
Besonders wichtig war natürlich das Stoffdesign. Mithilfe von Tutorials und einer Menge try & error habe ich herausgefunden, welches Programm ich dafür brauche, wie es funktioniert und wie Stoffdesign überhaupt geht. Man erstellt eine Art Design-Schnipsel, der sich dann auf dem Stoff in alle Richtungen unendlich wiederholt und ein nahtloses Muster ergeben muss. Darüber hatte ich vorher nie nachgedacht. Die erste Idee sieht am Rechner oft ganz anders aus als das, was man im Kopf hatte, man probiert ein bisschen rum, und dann entwickelt es sich. Vieles verwirft man natürlich auch komplett. Es ist kreatives Arbeiten – etwas, das ich vorher nie gemacht habe, auch nicht in meiner Freizeit. Wenn etwas Stimmiges entstanden ist, baue ich aus einem Ausdruck ein Meditationskissen-Modell in Originalgröße, um zu schauen, ob die Proportionen und die Dichte des Musters stimmen. Dann gibt es einen ersten Testdruck auf Stoff. Und meistens noch weitere Testdrucke, um die Farben abzustimmen, da sie am Bildschirm völlig anders aussehen als auf Stoff. Und dann hält man nach mehreren Wochen den eigenen Print in den Händen und ist ziemlich happy!
Bei meinen Produzenten und Zulieferern war mir wichtig, mit möglichst lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ich hatte großes Glück, dass ich kurz vor dem ersten Lockdown für meine ursprüngliche Geschäftsidee noch auf einer Textilmesse in Paris war. Dort ist der Kontakt zu der Textildruckerei entstanden, mit der ich zu Beginn zusammengearbeitet habe. Andere Partner habe ich im Internet ausfindig gemacht. Weil es wegen Corona keine Messen mehr gab, war das die einzige Möglichkeit.
Da ich fast alles selbst gemacht habe und alles neu war, waren die ersten Schritte ehrlich gesagt ziemlich mühsam und oft auch frustrierend. Aber es ist so faszinierend, was man innerhalb kürzester Zeit alles lernen und auf die Beine stellen kann! Damals dauerte mir das alles viel zu lange, aber zwischen der Idee zu Studio Lietz und dem Launch lagen tatsächlich nur fünf Monate. Rückblickend kann ich das eigentlich selbst kaum glauben.
4. Die Herstellung von Produkten innerhalb der EU / Deutschland ist für Unternehmen oft mit viel höheren Einkaufspreisen (und dementsprechend auch Verkaufspreisen) verbunden. Wieso hast du dich trotzdem dafür entschieden, hier fertigen zu lassen und nicht z.B. im fernen Ausland?
Zu einem guten Teil ist das sicherlich meiner Prägung geschuldet. Mir wurde Wertschätzung für Qualität, für die Arbeitsleistung von Menschen und das Unterstützen kleiner lokaler Geschäfte statt großer Ketten vorgelebt. Ich selbst bin gerne bereit, mehr zu bezahlen, wenn faire Löhne und Arbeitsbedingungen geboten werden oder ich damit ein Traditionsunternehmen oder lokale Händler unterstütze.
Der andere Aspekt sind Umwelterwägungen. Wenn ich im fernen Ausland produziere, müssen die Sachen am Ende ja irgendwie zu mir kommen. Es wird also alles Mögliche hin und her, quer um die Welt geschickt. Als Konsumentin ist mir das Ausmaß der Transportwege, die ich mittelbar mitverursache, ehrlich gesagt oft selbst nicht bewusst. So geht es wahrscheinlich Vielen. Aber als Unternehmerin sehe ich es für meinen kleinen Bereich ziemlich direkt und kann unmittelbar Einfluss darauf nehmen.
Die möglichst lokale Produktion führt aber nicht nur dazu, dass der Verkaufspreis höher ausfällt. Auch dem Unternehmen entgehen Einnahmen, wenn wegen der höheren Preise weniger Menschen die Produkte kaufen. Letztlich ist es also eine Werteabwägung: Bin ich bereit, auf Einnahmen zu verzichten, um ein Stück Verantwortung für unsere Welt zu übernehmen und bestimmte Unternehmenskonzepte und die Menschen dahinter zu unterstützen? Diese Frage habe ich für Studio Lietz mit Ja beantwortet.
5. Welche Tipps kannst du anderen Gründer*innen geben, die neu mit ihrem Business gestartet sind und mehr Aufmerksamkeit für ihr Thema generieren möchten?
Ich denke die richtigen Kanäle und Formate hängen vom jeweiligen Business und Produkt ab. Also überlegt genau, was das Richtige für Euch sein könnte. Für uns funktioniert zum Beispiel Instagram und die Zusammenarbeit mit Influencern super, weil die Themen Yoga und Mindfulness dort stark vertreten sind, wir ein visuelles Produkt haben und die Zielgruppe gut passt. Das muss nicht für jedes Unternehmen so sein.
Das Netzwerken mit anderen Gründern und Unternehmern sollte man sicherlich auch nicht unterschätzen. Früher war das nicht so mein Ding, aber mittlerweile macht es mir total Spaß. Oft erlebt man einen Spirit gegenseitigen Supports. Das ist per se eine schöne Erfahrung und es können sich tolle Kooperationsmöglichkeiten ergeben, die richtige Booster sein können.
Auf jeden Fall ist es wichtig, sich der eigenen Message und Positionierung bewusst zu sein und treu zu bleiben. Das fand ich nicht immer einfach. Wenn man als Unternehmen noch ganz klein und jung ist, sind Anfragen natürlich schmeichelhaft und es ist verlockend, zu allen ja zu sagen. Macht das nur, wenn es richtig gut passt. Aber wenn es richtig gut passt: dann los!
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