Alina Uhlitz ist zertifizierte Edelsteingutachterin (DgemG) und Gründerin des Unternehmens MIADANA - faire Edelsteine aus Madagaskar. Wir beziehen mit Stolz einen Großteil der funkelnden Edelsteine für unsere Schmuckstücke von ihrem kleinen Familienunternehmen. In unserem Interview erzählt sie uns über die Schattenseiten des konventionellen Abbau und Handels von Edelsteinen und erklärt die wesentlichen Unterschiede zum Mine-to-Market Prinzip von fairen, nachverfolgbaren Edelsteinen.

Alina Uhlitz


1. Liebe Alina, vielen Dank, dass du deine Expertise mit uns teilst und uns einen Einblick in die Welt der Edelsteine gibst! Wann hast du deine Leidenschaft für das Thema entdeckt?

Als Jugendliche war ich schon immer selbst Schmuckträgerin, konnte mir selbst natürlich nur Modeschmuck leisten, aber als ich in der Schmuckschachtel meiner Mutter wieder auf meine Geburtstagskarte und meinen Taufring aus echt Gold stieß , trug ich diese voller Stolz wieder. Auf Edelsteine stieß sich dann zum ersten Mal im Schmuck meiner Oma und meiner Patentante wusste mit den einzelnen Steinen natürlich nichts anzufangen, aber fand die Farben einfach schön. Auch zu Herkunft der Steine machte ich mir zu dem Zeitpunkt noch keinerlei Gedanken.

Das änderte sich, als ich in meinem Auslandsjahr auf Madagaskar Trina kennen lernte. Von da an eröffnete sich mir eine völlig neue Perspektive auf das Thema Farbedelsteine, da er zu dem Zeitpunkt bereits Schürfer in Kleinenberg war. Je mehr ich dann über die ganzen Hintergründe wusste, desto mehr war ich von diesen funkeln Glanzstücken in den Bann gezogen.

Alina und Trina

2. Wie und wo wird ein Edelstein eigentlich abgebaut? 

Ein Edelstein kann entweder im Klein- oder im Großbergbau abgebaut werden. Den Kleinbergbau kann man sich als Handwerksarbeit vorstellen und den Großbergbau als industriell und maschinell.

Beim Kleinbergbau wird mit Schaufeln und Pickeln gearbeitet. Es können per Hand gegrabene Tunnel entstehen, die den Edelsteinadern folgen. Oder aber die Edelsteine liegen weiter an der Eroberfläche und werden in Flussläufen durchs Sieben gewonnen. Hier arbeiten also viele Menschen und die Umwelt wird nur gering belastet.

Beim Großbergbau gibt es den Tagebau und den Untertagebau. Bestimmt hat man schon mal Luftaufahmen von Erdflächen gesehen, die wie ein Schweizer Käse aussehen. Hier haben Bagger große offene Gruben gegraben, um Zugang zu Edelsteinvorkommen zu erhalten. Dann gibt es noch den Untertagebau, wo ebenfalls Maschinen zum Einsatz kommen, die tiefe und komplexe Tunnelsysteme bauen. Hier wird extrem in die Umwelt eingegriffen, und da viele Maschinen zum Einsatz kommen arbeiten letztendlich weniger Menschen dahinter.

Madagaskar

Abbau Madagaskar

Bild Miadana

3. Was würdest du sagen, sind die größten Herausforderungen im Abbau von und Handel mit Edelsteinen?

Uns sind die Menschen, die hinter den Kleinbergbauprojekten stehen, am wichtigsten. Hier gab es am Anfang oft Eifersucht von benachbarten Minen, wenn dort gehört wurde, wie wir die Arbeiter bezahlen. Wir können aber nicht überall Projekte aus dem Boden stampfen, wenn uns dort zum Beispiel die Sicherheit der Arbeiter nicht ersichtlich ist. Deswegen ist Trina auch weiterhin 2-3x im Jahr vor Ort, um zu schauen, wie sich unsere Projekte entwickeln und dass unsere Kriterien für einen verantwortungsvollen Kleinbergbau eingehalten werden.

Die Branche der Farbedelsteine setzt sich seit Jahren dafür ein, dass es mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit beim Edelsteinabbau gibt. Das wollen wir bestmöglich realisieren und haben es uns selbst zur Aufgabe gemacht, die Schmuckbranche nachhaltiger und transparenter zu machen. Ich würde sogar fast behaupten, dass wir die kürzeste Lieferkette der gesamten Branche haben, da Trina und ich sozusagen unsere eigenen Zwischenhändler sind. :)

Anmerkung: dieses Prinzip nennt man Mine-To-Market. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, kannst du hier vorbeischauen.

4. Was macht ihr bei MIADANA anders als konventionelle Edelsteinhändler?

Fairness. Ich finde man muss das Wort „fair“ oder „fairtrade“, was man aktuell auf jeder 3. Werbeanzeige liest, wirklich mal aufbrechen - und umsetzen. Denn fair ist es, wenn sowohl die Person, die den Edelstein verkauft, ihren Lebensunterhalt bestreiten kann und genauso auch die Person, die dem Edelstein mit ihren eigenen Händen geschürft hat. Die Kinder in die Schule schicken zu können, den Reisvorrat voll zu haben und das Haus aus Stein anstatt aus Bambus bauen zu können - das ist fair.

Jeder bei uns gekaufte Stein ist bis zur Mine zurück verfolgbar und unterstützt den verantwortungsvollen Kleinbergbau sowie die umliegende Gemeinschaft unmittelbar. Die Rohsteine werden bei uns außerdem nicht wie sonst üblich in Asien geschliffen, was ja einen zusätzlichen Handelsschritt und mehr CO2 bedeuten würde. MIADANA Edelsteine werden in der Hauptstadt Antananarivo von zwei unabhängigen Schleifern zu wunderschönen Glanzstücken geschliffen. So bleibt der größtmögliche Teil der Wertschöpfungskette im Land selbst.

Bild Miadana

Bild Miadana

 

5. Kannst du uns einen Einblick in eure Minen geben? Wo genau liegen sie und wie viele Mineros arbeiten dort? Welche Steine findet ihr dort hauptsächlich?

Unsere Minen befinden sich an mehreren Standorten in Madagaskar. Ich erinnere mich noch genau an die allererste Mine, in der Nähe von Vatomandry im Osten der Insel, nachdem ein Bauer rote Kieselsteine auf seinem Feld gefunden hatte. Das war ziemlich aufregend für uns alle. Wir sind dann mit einer Handvoll Arbeitern dort hingereist, haben das Camp aufgebaut und 3 Monate später stießen wir auf die Erdschicht, die nachwies, dass hier Korund – also Rubin - liegt.

In der Folge haben wir auch eine Beryllmine in Tanambe, eine Saphirmine in Ambondrofe und eine weitere Rubinmine in Andilamena entwickelt.

Insgesamt beschäftigen wir ungefähr 60 Mineros, die über das ganze Land verteilt sind. Es sind aber übrigens nicht unsere Minen, sondern die Ländereien gehören weiterhin den Bauern, die das Land wiederum an uns verpachten und monatlich einen Prozentsatz abhängig vom Wert der gefundenen Steine erhalten. Die Mineros erhalten ein Gehalt, das dem eines:einer Grundschullehrer:in entspricht, was über dem durchschnittlichen Lebensstandard in der Region liegt, sowie einen prozentualen Anteil basierend auf den Funden.

In diesen Partner-Minen finden wir hauptsächlich Rubine, Saphire, Granate und Berylle. Der Abbau erfolgt - wie im Kleinbergbau typisch - von Hand mit einfachen Werkzeugen, ohne den Einsatz von Chemikalien oder maschinellen Geräten, die Treibstoff benötigen. Wir nutzen lediglich Wasserpumpen, um die Löcher in der Regenzeit zu entwässern. In den Rubinminen, wo als Nebenprodukt auch kleine Mengen Gold gefunden werden, übernehmen übrigens Frauen das Waschen.



6. Last but not least: Hast du einen persönlichen Lieblings-Edelstein?

Schwer zu sagen, weil es so viele schöne und einzigartige Edelsteine gibt. Aber ich muss sagen, dass mich der Petrol und Bicolor Saphir doch sehr fasziniert. Diese Farbmischungen aus Blau und Grün oder auch mal Gelb sind echt ziemlich besonders. Und das schöne ist außerdem, dass die Farben so einzigartig sind. Das macht es tatsächlich manchmal schwer Pärchen für Schmuckdesigns zu finden – es sind also echte Unikate. Außerdem sind Saphire sehr hart und eignen sich super für langlebige Schmuckstücke. 

In der Granat-Familie mag ich besonders den Demantoid und den Malaya-Granat. Das sind auch beides Steine mit unglaublich schöner Brillanz und tollen Farbschattierungen von pastellig bis intensiv – je nach Geschmack.

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Möchtest du noch mehr über Alina und ihr Unternehmen MIADANA erfahren? Dann schau hier auf ihrem Instagram Account @miadana_gemstones vorbei oder besuche www.miadana.de!

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Wir verwenden für unsere Schmuckstücke unter anderem funkelnde Edelsteine von Alina und weiteren, fairen Anbietern. Entdecke hier unsere Kollektion Personalisierbarer Ringe.

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