Was ist nachhaltiger Schmuck?
Nachhaltiger Schmuck ist solcher, der unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ethischer Prinzipien hergestellt wird. Dabei geht es darum, negative Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten und Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen.
Er wird häufig aus recyceltem Silber oder Gold gefertigt und zum Beispiel mit im Labor gezüchteten Diamanten oder fairen, nachverfolgbaren Edelsteinen besetzt. Zur Nachhaltigkeit zählen neben den Rohstoffen für das Schmuckstück selbst natürlich aber auch das Drumherum. So sollte auch die Verpackung möglichst recycelbar sein und der Versand CO2 neutral erfolgen. Eine lokale Produktion kann kurze Lieferwege gewährleisten und den CO2 Ausstoß im Vergleich zu langen Transportwegen aus dem Nicht-EU-Ausland reduzieren.
Eine Produktion vor Ort stärkt außerdem kleine Betriebe und ist einfacher zu überblicken. So kann sichergestellt werden, dass die Arbeitsbedingungen gut und die Bezahlung der Mitarbeitenden fair gestaltet ist.
Vorsicht vor Greenwashing
Der Begriff "nachhaltiger Schmuck" ist nicht geschützt und so kann jedes Label eine eigene Definition für sich festlegen. Das muss nicht generell schlecht sein, denn viele Schmucklabels arbeiten mit großem Engagement und Transparenz für eine grüne Zukunft. Gleichzeitig bietet das Fehlen von Regeln und Definitionen natürlich Spielraum für Greenwashing und macht es dir als Kund*in nicht immer leicht, vertrauensvolle von weniger vertrauensvollen Unternehmen zu unterscheiden. Es lohnt sich also, genau hinzusehen und wenn du dir nicht sicher bist direkt Kontakt zu dem Label aufzunehmen und deine offenen Fragen zu klären. Ein gutes Unternehmen wird sich immer Zeit für Aufklärung, Beratung und Information für seine Kund*innen nehmen.
Warum sollte ich nachhaltigen Schmuck kaufen?
Nachhaltigkeit darf kein Trendthema oder "Buzzword" sein. Es muss für uns selbstverständlich sein, ressourcenschonende, gute Entscheidungen im Hinblick auf unser Konsumverhalten und unseren Alltag zu treffen. Das können wir nur tun, wenn wir ausreichend informiert - deswegen möchten wir dich im folgenden Abschnitt über die Herausforderungen aufklären, vor der die Schmuckbranche aktuell steht und weshalb dein Kauf dazu beitragen kann, die Branche grüner zu machen.
Die großen Probleme der Schmuckindustrie
Die Schmuckbranche ist ein unglaublich komplexes Geflecht, das aus vielen Akteuren besteht. Sie steht heute mehr denn je vor der Herausforderung, sich für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Zukunft aller Beteiligten einzusetzen und bestehende Probleme zu beheben. Dazu zählen unter anderem:
1. Negative Umweltauswirkungen
Der Abbau von Edelmetallen und Edelsteinen verursacht oft erhebliche Umweltschäden, einschließlich Abholzung, Bodenerosion, Verlust der Biodiversität und Verschmutzung durch Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid. Der Bergbau erfordert große Mengen Wasser und führt oft zur Verschmutzung von Flüssen und Grundwasser, was negative Auswirkungen auf die lokale Umwelt und die Gesundheit der Anwohner hat.
2. Menschenrechtsverletzungen & Kinderarbeit
In vielen Minen müssen Kinder arbeiten, um zusätzliches Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften. Arbeiter*innen in Minen und Produktionsstätten leiden außerdem häufig unter niedrigen Löhnen und mangelndem Arbeitsschutz.
3. Konfliktmaterialien
In einigen Regionen werden durch den Abbau und Verkauf von Edelmetallen und Edelsteinen bewaffnete Konflikte finanziert. Diese sogenannten Konfliktmineralien tragen zur Instabilität und Gewalt bei.
4. Mangel an Transparenz
Die Herkunft von Materialien ist oft kaum nachzuvollziehen, was es schwierig macht, sicherzustellen, dass sie ethisch und nachhaltig abgebaut wurden. Viele Schmuckstücke sind außerdem nicht ausreichend gekennzeichnet über Herkunft oder Materialien, sodass Verbraucher keine informierten Entscheidungen treffen können.
5. Überproduktion & Saisonalität
Die Modebranche, einschließlich Schmuck, fördert oft kurzfristige Trends, die den Konsum von kurzlebigen Produkten anregen und zu einem höheren Ressourcenverbrauch führen. Ultra Fast Fashion leistet hierzu einen großen Beitrag.
Vorteile von nachhaltigem Schmuck
Der Kauf von nachhaltigem Schmuck ist nicht nur umweltfreundlich, sondern fördert auch das allgemeine Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema. Wenn du deinen Freund*innen begeistert von deinen neuen Ringen, Halsketten und Ohrringen aus recyceltem Silber oder Gold berichtest, ermutigst du sie eventuell auch dazu, sich über das Thema zu informieren und Schmuckstücke aus ökologischem Silber oder Gold zu kaufen.
Nachhaltiger Schmuck wird oft aus hochwertigen Materialien hergestellt, die langlebig sind und ihre Schönheit über lange Zeit bewahren. Viele nachhaltige Schmuckstücke sind so gestaltet, dass sie modischen Trends überdauern und lange Freude bereiten.
Warum ist nachhaltiger Schmuck oft teurer?
Der günstige Preis, den wir für viele Dinge in unserem Alltag bezahlen, wird häufig auf dem Rücken von Menschen in Niedriglohnländern ausgetragen. Viele konventionelle Edelsteine werden beispielsweise abgebaut und dann über viele, viele, viele Zwischenhändler verkauft. Am Ende verdient jeder dieser Händler einen kleinen Betrag - am wenigsten hängen bleibt in der Regel in dem Land, in dem das kostbare Juwel abgebaut wurde.
Unternehmen, die nachhaltigen Schmuck anbieten, bemühen sich ihre Rohstoffe aus verantwortungsvollen und nachverfolgbaren Quellen zu beziehen - die Anschaffungskosten hierfür sind oft teurer und der Managementaufwand höher. Darüber hinaus legen sie Wert auf die faire Bezahlung aller Beteiligten und sichere Arbeitsbedingungen. Sie stecken viel Zeit in die Recherche geeigneter Partner und produzieren oft von Hand, Made-To-Order oder in kleineren Mengen, um Überkonsum zu vermeiden.
Das hat den großen Vorteil, dass sie auf individuelle Kundenwünsche eingehen können und du ein einzigartiges, hochwertiges Schmuckstück erhältst, das du mit gutem Gewissen tragen kannst.
Nachhaltiger Schmuck ist oft klassisch und zeitlos, weniger saisonal und trendabhängig. Damit dein Schmuckstück dich auch über lange Zeit begleitet, wird es mit hochwertigen Materialien gefertigt. Wie du dir sicher vorstellen kannst, ist die Fertigung von hochwertigen Einzel- oder Kleinstserien generell kostenintensiver als eine konventionelle Massenproduktion. Mit deinem Kauf leistest du einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige, grüne Schmuckbranche.
Hast du schon mal etwas von Cost-Per-Wear gehört? Das ist ein Konzept, das hilft, den wahren Wert eines Kleidungsstücks oder eines Accessoires, wie z.B. Schmuck, zu bewerten, indem die Kosten auf die Anzahl der Male, die das Stück getragen wird, verteilt werden. Wenn du also für ein Schmuckstück etwas mehr Geld ausgibst, es aber über viele Jahre regelmäßig trägst, ist der "Preis pro Tragen" günstiger als bei einem preiswerten, saisonalen Schmuckstück, das du nur ein paar Male trägst.
Worauf sollte ich beim Kauf von nachhaltigem Schmuck achten?
Wenn du dir ein nachhaltiges Schmuckstück kaufen möchtest, kannst du auf folgende Punkte bei deiner Auswahl achten, um eine bewusste Kaufentscheidung zu treffen und einen wertvollen Beitrag für eine grüne Schmuckbranche zu leisten:
1. Transparenz auf der Website
Stellt die Marke ausreichend Informationen für dich zur Verfügung? Weißt du, wo und mit welchen Materialien das Schmuckstück gefertigt wird?
2. Recycelte oder faire Materialien
Arbeitet das Schmucklabel mit recyceltem Silber oder Gold? Woher bezieht das Unternehmen seine Rohstoffe (z.B. aus lokalen Scheideanstalten, schmilzt es selbst Materialien aus Altbeständen ein?). Stellt das Unternehmen Informationen bereit, wo es z.B. Edelsteine, Diamanten oder Lab Grown Diamonds bezieht?
3. Support Small (& Female!) Businesses
Kleine Unternehmen haben oft nicht die gleichen Möglichkeiten für teure, große Marketingkampagnen oder Printwerbung - machen aber einen mindestens so guten Job wie große Labels, wenn nicht sogar mit mehr Herzblut, Nähe zu ihren Kund*innen und Engagement! Erwäge doch bei deinem nächsten Kauf auch kleinere, Inhabergeführte Unternehmen und unterstütze Marken in Frauenhand.
4. Zertifikate
Zertifikate sind eine wunderbare Möglichkeit für Unternehmen, ihre Aussagen glaubwürdig zu kommunizieren. In der Schmuckbranche gibt es nur eine Handvoll Zertifikate und leider noch kein spezielles für "Nachhaltigen Schmuck" an sich. Wonach du aber trotzdem Ausschau halten kannst: ist das Unternehmen oder deren Produktion Mitglied im Responsible Jewellery Council (RJC)? Es handelt sich um einen internationalen Zusammenschluss von Unternehmen, die sich der Transparenz, Ethik und Nachhaltigkeit ihrer gesamten Wertschöpfungskette verpflichten.
Weitere Zertifikate sind: Fairtrade Gold, Fairmined oder der Kimberly Prozess (KPCS). Letztere ist eine internationale Initiative, die darauf abzielt, den Handel mit Konfliktdiamanten zu verhindern. Der KPCS stellt sicher, dass Rohdiamanten nur aus konfliktfreien Quellen stammen und durch ein Zertifizierungssystem überwacht werden.
Darüber hinaus erhältst du von Unternehmen auch selbst ausgestellte Zertifikate, die dir einen Nachweis über die verwendeten Materialien deines Schmuckstücks geben. Auch für Diamanten, Lab Grown Diamonds und Edelsteine gibt es Zertifikate - diese werden in der Regel aber erst ab einem gewissen Karatgewicht ausgestellt (ca. 0.30 - 0.50ct).
Bitte behalte im Hinterkopf: Renommierte Zertifikate sind in der Regel extrem kostspielig und aufwändig zu erhalten und gerade für Unternehmen, die alleine oder mit nur sehr wenigen Mitarbeiter*innen in Eigenfinanzierung arbeiten daher nicht immer umsetzbar. Das bedeutet aber nicht, dass diese schlechter arbeiten! Kleine Unternehmen können dir genau so transparent über ihre Lieferketten und Händler Auskunft geben und gleichwertige Arbeit leisten.