August 01, 2022

#19 KORA MIKINO

1. Liebe Julia, ich freue mich sehr, dass ich dich und KORA MIKINO als Teil unserer Female Founder Community vorstellen darf. Erzähl doch gerne ein wenig über dich und dein Unternehmen.

Ich habe vor fast 4 Jahren Kora Mikino gegründet, wir wollen das Thema Periode aus der schambesetzten “Schmuddelecke” holen und produzieren Periodenunterwäsche. Davor habe ich in der Techindustrie gearbeitet und wollte mich unbedingt in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Deswegen nutzen wir auch möglichst nachhaltige Materialien und produzieren bei fairen Löhnen in der Europäischen Union.

2. Wie begann die Reise deine Marke zu gründen und was genau steckt hinter dem Namen Kora Mikino?

Der Name 'KORA MIKINO' bedeutet soviel wie 'Freundin' und entstammt der Plansprache Esperanto - eine Sprache, die entwickelt wurde, um die Völkerverständigung zu verbessern, Rassismus zu verhindern und zum Weltfrieden beizutragen. Daran angelehnt sind auch unsere Unternehmenswerte.

3. Ihr setzt euch gegen Periodenarmut ein. Was genau ist Periodenarmut und was tut ihr bei KORA MIKINO dagegen?

Periodenarmut existiert in jedem Land, auch in Deutschland. Auch hier gibt es Menstruierende die sich Perioden Produkte nicht leisten können. Plan International zeigt in einer aktuellen und repräsentative Studie beispielsweise, dass auch in Deutschland 23% der Menstruierenden Perioden Produkte als finanzielle Belastung empfinden und 12% den Wechsel von Tampons und Binden möglichst lange rauszögern um Geld zu sparen. Das darf nicht sein! Seit 2021 arbeiten wir eng mit Wash United zusammen, das sind die Veranstalter des jährlichen Menstrual Hygiene Days. Vergangenes Jahr konnten wir mit unserer Community 12.000 Euro an Wash spenden. Auch dieses Jahr sammeln wir wieder Spenden und von jeder verkauften Charity Panty gehen 10 Euro an Wash United. Wash United klärt auf und schafft Awareness rund um das Thema Periode.

4. Spanien hat 2022 beschlossen, einen bis zu dreitägigen “Menstruationsurlaub” (Urlaub - haha :-) zu etablieren. In vielen anderen Ländern wird ebenfalls darüber diskutiert. Wie findest du das und sollte es das bei uns in Deutschland auch geben?

Ich sag mal was unpopuläres: sowas ist schon ein wenig Klientelpolitik. Jede Person, die während ihrer Periode nicht arbeitsfähig ist, sollte sich krankschreiben lassen können und das auch tun. Meines Wissens ist das in Deutschland jetzt schon problemlos möglich. Ich sehe auch keinen Grund weswegen ein Unterschied beim Grund der Krankschreibung gemacht werden sollte, nicht jede/r mit Periode hat Periodenschmerzen und außerdem könnte es zu weiteren Diskriminierungen von Frauen und Menstruierenden am Arbeitsmarkt kommen. In Deutschland sind wir von Chancengleichheit weit weg, deswegen würde ich keine Sonderkategorie von Menstruations Kranktagen einführen, sondern sie innerhalb der “regulären” Kranktage verorten. Am Schluss geht es ja auch keinen Arbeitgeber was an, weswegen ich nicht arbeiten kann.

5. Als Gründer*in geht man mit vielen Ups and Downs um. Was war bisher dein größter Fuck-Up und was konntest du daraus lernen?

Es gibt glaub einen Spruch der in etwa so geht wie “hart in der Sache, weich zum Menschen.” Wenn Du zum Beispiel einem Vertragspartner öfter Vertragsbruch durchgehen lässt und das nicht anmahnst, kann es sein, dass dies als gängige Geschäftspraktik gesehen wird und Du irgendwann da kaum raus kommst bzw nur mit viel Aufwand und rechtsanwaltlichen Beistand. Meint, weil du lange zu nett warst, hast DU jetzt ein Problem. Das ist ungünstig und im Zweifelsfall teuer. Ist mir passiert, passiert mir in Zukunft nicht mehr.

6. Aus deiner eigenen Erfahrung: was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer*innen stellen müssen und welche drei Tipps würdest du anderen Sologründer*innen mit auf den Weg geben wollen?

Das ist einfach: nicht solo gründen. Nach 4 Jahren Solopreneurship und sehr wenig Urlaub ist das mein Fazit. Kein/e Mitarbeiter*in - sei sie noch so engagiert - ersetzt jemanden, der mit den gleichen Risiken und Entscheidungsmöglichkeiten drin hängt wie Du.

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