1. Liebe Nora, ich freue mich sehr, dass ich dich und selfapy als Teil unserer Female Founder Community vorstellen darf. Erzähl doch gerne ein wenig über dich und das Unternehmen.

Selfapy bietet Online-Unterstützung für Menschen, die unter psychischen Belastungen wie Depressionen, Angst- oder Panikstörungen leiden. So macht Selfapy effektive psychologische Hilfe für alle schnell, flexibel und von überall aus zugänglich.

Das Ziel von Selfapy ist es, die Situation der psychologischen Versorgung effizienter zu gestalten, Versorgungslücken zu schließen und gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen einzustehen. Bei Selfapy können Menschen, die an einer psychischen Belastung leiden, sofort und ortsunabhängig professionelle Hilfe erhalten. So können Wartezeiten bedarfsgerecht überbrückt, Rückfälle vermieden und Chronifizierung, stationäre Aufenthalte sowie Arbeitsunfähigkeit vermindert werden. Die Kurse werden stetig technisch sowie inhaltlich weiterentwickelt.



2. Was war eure Motivation zur Gründung von selfapy und dem Anbieten psychologischer Online-Kurse?

Unsere Mission ist es, mit den Online-Kursen von Selfapy die Versorgungssituation für Millionen von Menschen mit psychischen Belastungen zu verbessern. Im Gegensatz zu der durchschnittlichen Wartezeit von drei bis sechs Monaten auf einen Psychotherapieplatz haben Betroffene bei Selfapy die Möglichkeit, sofort und ortsunabhängig wirksame Hilfe zu erhalten.

Als wir mit Selfapy starteten, war es unser Ziel, Menschen mit psychischen Belastungen sofortige Hilfe zu bieten. Häufig hört man Geschichten von Menschen, die zu lange warten müssen, bis sie einen Therapieplatz in Anspruch nehmen dürfen. Und das nicht nur, weil Kassensitze für Therapeut:innen fehlen. Es gibt eine Vielzahl von anderen Gründen (Scham, Stigma, Inflexible Arbeitszeiten), warum es Menschen schwer fällt, Termine mit Therapeut:innen wahrzunehmen. Unsere Kurse sind eine einfache und leicht zugängliche Möglichkeit, sofort auf die psychologische Hilfe zuzugreifen, die man benötigt.

3. Wie kann man sich eine Teilnahme bei selfapy genau vorstellen und wie finde ich heraus, ob das Angebot zu mir passt?

Die Online-Kurse bei Depression, Generalisierter Angststörung und Panikstörung können von Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen nach Diagnosestellung auf Rezept verordnet werden – die Kosten werden dann von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Eine Studie der Charité Berlin mit über 400 Proband*innen konnte zeigen, dass Selfapys Depressions-Kurs die Symptomatik nachweislich reduziert. Studien zu den anderen Kursen bei Angst- und Panikstörungen zeigen ebenfalls eine sehr hohe Symptomreduktion.

Die 12-wöchigen Online-Kurse beinhalten 12 Lektionen. Diese basieren auf bewährten Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und beinhalten leicht verständliche Texte, informative Videos und interaktive Übungen, die einfach in den Alltag integrierbar sind. So unterstützt Selfapy Nutzer*innen auf dem Weg zu mehr Lebensqualität.

Bei Fragen zum Kurs und zur Wahrung der Patient*innensicherheit, steht den Nutzer*innen ein*e qualifizierte*r Psycholog*in von Selfapy via Nachrichtenfunktion zur Verfügung. Selfapys Online-Kurse sind CE-zertifizierte Medizinprodukte und wurden von Expert*innen für Psychologie aus Wissenschaft und Praxis entwickelt.



4. Der Umgang mit psychischen Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren gesellschaftlich verändert. Woran kann man diese Veränderungen konkret festmachen und welche wünscht ihr euch darüber hinaus noch für die Zukunft?

Während der Pandemie haben psychische Erkrankungen stark zugenommen, während der Zugang zu Psychotherapeut:innen mit Kassensitz noch schwieriger geworden ist, weil viele Praxen während der Pandemie geschlossen hatten. Das bedeutet: das Angebot ist geringer, der Bedarf aber größer. Viele Menschen haben unter der Situation gelitten. Die Pandemie hat erhebliche Effekte auf die psychische Gesundheit gehabt.

Die Inanspruchnahme von (Online-)Therapie-Angeboten ist in dieser Zeit jedoch enorm gestiegen, dazu gibt es bereits diverse Auswertungen von Krankenkassen. Dieser Anstieg wundert uns nicht. Auch bei Selfapy haben wir einen Anstieg der Nutzer:innenzahlen während der Pandemie feststellen können. Allein im ersten Lockdown hat sich das.

Anrufvolumen unserer Infogespräche verdreifacht. Viele der Menschen haben angerufen, weil sie wissen wollten, was sie tun können, wenn es ihnen nicht gut geht.

Die größere Inanspruchnahme von digitalen Hilfsangeboten ist auch nach dem Lockdown geblieben. Das ist erstmal gut, weil es bedeutet, dass mehr Menschen Zugang zu Hilfe bekommen.

Auch sehen wir positive Effekte in Bezug auf die Stigmatisierung. Immer mehr Menschen – auch viele Prominente - sprechen darüber, dass es ihnen nicht gut. Das ist eine Entwicklung die wir sehr gern beobachten.

5. Was waren bisher eure größten Herausforderungen seit der Ideenfindung und schließlich der Gründung von selfapy und wie konntet ihr diese lösen?

Seit Beginn der Gründung haben wir den Weg in die Erstattung gesucht, da wir davon überzeugt waren, dass Betroffene nicht selbst für unsere Therapiekurse zahlen sollen. Dafür waren wir auf die direkte Zusammenarbeit mit den Krankenkassen angewiesen. Um Verträge mit Krankenkassen zu bekommen, braucht man besonders eines: Geduld. Nach 3 Jahren Vertriebsarbeit konnten wir endlich die ersten Krankenkassen davon überzeugen, die Kosten von Selfapys Kursen für ihre Versicherten zu übernehmen.

Seit einigen Jahren gibt es das Digitale-Versorgung-Gesetz, welches eine deutschlandweite Erstattungsfähigkeit von Digitale Gesundheitsanwendungen nach einer Zertifizierung ermöglicht. Diese Zertifizierung ist jedoch nicht leicht. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat sehr hohe Anforderungen (u.a. beim Datenschutz) und prüft streng. Um als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zugelassen zu werden, müssen alle Anforderungen erfüllt werden, es ist ein langer Prozess. Der Zertifizierungsprozess erfordert außerdem eine wissenschaftliche Evaluationsstudie. Wir konnten in Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen Universitäten die Wirksamkeit der Online-Kurse von Selfapy nachweisen. Seit 2021 sind inzwischen alle unsere Online-Kurse bei Depression, Angst und Panik als DiGAs gelistet und werden somit von allen Krankenkassen in Deutschland bezahlt. Dadurch sind wir einen Schritt näher, die Versorgungslücke zu schließen und durch das Angebot unserer DiGAs mehr Menschen in Deutschland zu helfen.



6. Welche drei Erfolgsfaktoren braucht es eurer Meinung nach für eine Unternehmensgründung?

Wir haben nicht gegründet, um zu gründen. Wir wollen das Gesundheitssystem verändern – und Menschen mit psychischen Erkrankungen zu helfen, steht dabei im Fokus. Fürs Gründen muss man nicht klassisch BWL studiert haben. Es ist viel wichtiger, eine Passion zu haben und wirklich etwas verändern zu wollen. Den Rest kann man lernen – und man lernt viel schneller, wenn man für etwas brennt.

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Zur Website: www.selfapy.de
Zu Instagram: @selfapy

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