1. Liebe Anastasia, ich freue mich sehr, dass ich dich und FeMentor als Teil unserer Female Founder Community vorstellen darf. Erzähl doch gerne ein wenig über dich und dein Unternehmen.

In den letzten 5 Jahren durfte ich diese Frage oft beantworten, daher erstmal die Basics: Ich gehöre zu den jüngsten Gründerinnen Deutschlands, mit 20 Jahren habe ich FeMentor, die erste Reverse Mentoring Plattform in Europa gegründet. Mittlerweile existiert FeMentor weltweit. Mit 23 Jahren durfte ich meine Bucket Liste, die ich mit 14 Jahren geschrieben habe, vollenden. Ich habe ein Start- Up gegründet, einen TEDx Talk gegeben, ein Buch geschreiben ((Ge)Gründet - Start-Up-Szene uncovered) und habe endlich eine Schwarzwälderkirschtorte nach dem Rezept meiner Oma gebacken (das war der wohl schwierigste Teil, dieser verdammte Biskuitboden). Mein Leben teile ich eigentlich ziemlich aktiv auf Instagram und LinkedIn.

Was einige vermutlich noch nicht über mich wissen ist, dass ich noch nie in meinem Leben Alkohol getrunken habe, das ich gebürtige Berlinerin bin und schon vor der Pandemie gerne gebacken habe (nicht nur Bananenbrot).


2. Mit FeMentor hast die erste Reverse Mentoring Plattform in Europa gegründet - was war deine Motivation und wie funktioniert das Konzept im Gegensatz zu anderen Mentoring Programmen?

Reverse Mentoring ist meiner Meinung nach die effizienteste Methode, um zu wachsen, Selbstbewusstsein zu erlangen und persönliches, sowie berufliches Wachstum zu beschleunigen. Beim klassischen Mentoring ist der/die Mentor:in älter und reicht ihre Erfahrungen an eine Jüngere weiter. Beim Reverse Mentoring begegnen beide Personen sich auf Augenhöhe und bringen sich gegenseitig etwas bei. Natürlich ist die erfahrende Frau im Vorteil, was das Netzwerk und das Wissen angeht, aber zu verstehen, dass eine jüngere Generation auch wissend ist, gehört dazu. Gerade heutzutage ist es wichtig, Zugänge und Brücken zwischen den Generationen zu bauen, damit wir auch die älteren Generationen in eine digitalere Welt mitnehmen. Meine Mama ist z.B. 60 Jahre alt, auf Instagram aktiv und war mit mir gemeinsam das Werbegesicht für Snapchat. In dem Film „Means Girls“ gibt es eine Szene, wo die Mutter ins Zimmer kommt und sagt:“ I ́m not a regular mom. I am a cool mom.“. Das beschreibt meine Mama ziemlich gut, denn sie hat sich schon früh von mir reverse Mentoren lassen. Daher kam auch meine Motivation, den Zugang zu Mentorinnen zu schaffen.

Damit bei FeMentor wirklich jede Frau (und jede Person, die sich als Frau identifiziert) eine (Reverse) Mentorin bekommen kann, ist das komplette Programm kostenlos. Meistens kommt hier jetzt die Frage: und wie finanziert ihr euch?

Teilweise finde ich das schade, da ich dadurch manchmal das Gefühl bekomme: was nichts kostet, ist nichts wert. Aber keine Sorge: bei uns gibt es keine versteckten Kosten, wir arbeiten mit Unternehmen und Universitäten zusammen. Wir planen auch in Zukunft das Wissen unserer Community als Währung beizubehalten. Wir unterscheiden uns aber nicht nur durch Reverse Mentoring und den kostenlosen Teil, sondern auch durch unsere diversen Teilnehmer:innen. Bei FeMentor haben wir eine Age Diversity, Cultural Diversity und auch unterschiedliche finanzielle Hintergründe von Unternehmenserbin bis hin zu Frauen, die mit nichts als einer kleinen Tasche nach Deutschland geflüchtet sind.



3. Was war der wertvollste Tipp, den du je von einer Mentor*in erhalten hast?

Um ehrlich zu sein nehme ich von jeder Mentorin in dem FeMentor Netzwerk etwas mit. Ich bin wie ein Schwamm, der alles aufsaugt und zuhört. Das ist vermutlich auch einer der wertvollsten Ratschläge, die ich bekommen habe: zuhören. Wir sind so sehr damit beschäftigt über uns zu reden, unsere Themen zu platzieren und ein Teil von irgendwas zu sein, dass wir teilweise nur Output geben und gar nicht mehr bereit für Input sind. Eine andere Methode, die ich selbst als hilfreich empfinde ist, dass ich mich bei Problemen immer Frage: werde ich in 5 Jahren noch daran denken oder bin ich jetzt nur in dem Moment sauer/verletzt? Damit haben sich schon einige berufliche, sowie private Probleme gelöst. (Gott, ich klinge total Zen, bin ich nicht! Manchmal schreie ich auch Autofahrer in der 30er Zone an, wenn sie zu schnell fahren, besonders wenn da eine Schule ist).


4. Als eine der jüngsten Gründerinnen Deutschlands, Journalistin und Social-Media Creatorin: begegnen dir Vorurteile oder Klischees in deinem Alltag als Unternehmerin? Wenn ja, wie gehst du damit um?

Ich glaube eine der größten Hürden als Gründerin ist, dass du immer nach eben diesen gefragt wirst. Männer bzw. Gründern wird häufig die Frage gestellt: was war dein Erfolgsgeheimnis? Und als Gründerin wird gefragt: was waren die Probleme auf dem Weg? Ich möchte viel lieber meine Erfolge teilen, um eben anderen jungen Frauen zu zeigen: es ist möglich. Wer sich z.B. meinen Instagram Account anschaut wird sehen, ich habe noch Urlaubsbilder online, die ich mit 17-18 Jahren gepostet habe. Damals im Bikini, in Pose und an irgendeinem Strand. Erst neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Mentorin, die zu dem Thema meinte: „Du löst in der Startup/Business Welt einen Störmoment aus. Man erwischt sich selbst, dass es einen überrascht, dass du mit langen Beinen und sexy Instagram Postings erfolgreich und smart sein kann.“. Aber genau deshalb lasse ich diese Bilder online, denn mir hat das damals gefehlt. Es gab keine junge Gründerin, die dem Alter entsprechend gehandelt, gekleidet und gepostet hat. Ich mag Business Anzüge nicht, auch nicht, wenn sie bunt sind. Am liebsten trage ich Kleider, Röcke, die eben nicht übers Knie gehen und teilweise auch bauchfrei. Lustigerweise schreiben mir sehr viel Frauen, egal welches Alter und bedanken sich bei mir, weil es ihnen genauso geht, dass sie ihre Weiblichkeit leben wollen und dennoch als Gründerin/ Geschäftsfrau ernst genommen werden wollen.

Was ich trage sagt nichts darüber aus, wie qualifiziert ich bin. Mein Wissen ist in mir und nicht an mir.



5. Du gehst mit gutem Beispiel voran und zeigst, wie Frauen sich gegenseitig und auf Augenhöhe unterstützen können. Was macht für dich gutes Leadership aus?

Meiner Meinung nach sind dafür mehrere Faktoren relevant, aber es fängt damit an, nicht Überheblich zu werden. Übermut kommt vor dem Fall, dazu gibt es auch genug Dokumentationen oder Filme, die zeigen: wer ganz oben ist, der fällt auch tief.

Hier sind einige Punkte, die ich für positive Leadership umsetze:

  • Nach Hilfe fragen und verstehen, dass man nicht in jedem Feld Expert:in sein kann (und sollte)
  • Keine Überheblichkeit, wie oben schon genannt
  • Wissen und Rat von anderen ernst nehmen
  • Ewas zurück geben, wenn jemand einem hilft und auch etwas im Gegenzug anbieten (Dankeschön Kaffee, Vernetzung zu einem Kontakt, Beitrag auf Instagram/LinkedIn darüber teilen)
  • Nicht beratunsresistent sein, auch wenn man Geschäftsführer:in ist, sollte man der/dem Praktikant:in genauso zuhören, wie dem/der Senior Partner:in
  • Offen und neugierig bleiben
  • Nicht nur nach oben schauen, sondern auch manchmal zurück, von wo man gekommen ist und was man alles schon erreicht hat
  • Impulse annehmen, egal von wem. Diese müssen nicht direkt umgesetzt werden, aber dadurch bleibt man immer kreativ.


6. Networking ist eines der wichtigsten Aufgaben - nicht nur im Unternehmertum. Wer ein starkes Netzwerk hat, kann vielerseits davon profitieren und andere unterstützen. Viele von uns tun sich aber schwer damit den ersten Schritt zu gehen. Was sind deine 3 top Tipps für erfolgreiches Networking?

1. Öffnet euer Netzwerk, um es wachsen zu lassen.

Mir ist immer wieder aufgefallen, dass einige Angst haben, ihre Kontakte zu teilen, aus Sorge, dass diese ihnen „geklaut“ werden. Das ist totales Fehldenken. Je mehr du vernetzt und dein Netzwerk öffnest, desto mehr wirst du wieder vernetzt, begegnest neuen Menschen und kannst somit dein Netzwerk ganz einfach erweitern.

2. Geht allein auf Veranstaltung und sprecht Menschen in Cafes/Restaurants an.

Ich bin schon immer auf Veranstaltungen gegangen, da meine Mama (PR Frau), mich immer mitgenommen hat. Sie musste dort aber meistens arbeiten, dass heißt, ich bin auf Menschen zugegangen und habe mich mit den unterschiedlichsten Personen zu unterhalten. Marius Müller Westernhagen musste auch mal mein Dolmetscher sein, weil mein Englisch damals noch nicht so gut war. Auch heute gehe ich bevorzugt allein auf Veranstaltungen, denn dadurch bin ich „gezwungen“ ins Gespräch zu kommen, auch wenn mir das im ersten Moment unangenehm ist. Traut euch und sprecht neue Leute an.

3. Geht in die Sichtbarkeit. Dadurch entstehen neue Vernetzungen, an die ihr vielleicht gar nicht gedacht hättet.

Erst vor ein paar Monaten war ich spontan zu einem Geburtstagswochenende in Berlin eingeladen. Ich kam in den Raum für das private Essen in dem 10 Personen saßen. 3 davon kannte ich. Die eine Person hatte mich eingeladen, das Geburtstagskind und der Dritte kam mir unglaublich bekannt vor, aber ich konnte ihn erst einmal nicht zu ordnen bis mir dann auffiel: das ist Elon Musk!!!!! Hätte man mir ein paar Tage vorher noch gesagt, dass ich bei einem privaten Dinner neben Elon Musk sitzen würde und er mich zum Abschied in den Arm nehmen würde, hätte ich nur gelacht. Für mich war es nie ein Ziel ihm zu begegnen, noch bin ich ein großer Fan, aber es war auf jeden Fall die Überraschung des Jahres. Durch meine online Präsenz, rufe ich mich selbst immer wieder in Erinnerung bei meinem Netzwerk, ohne das ist dafür ständig Nachrichten schreiben muss. Genau solche Dinge können zu so Geburtstagseinladungen führen ;).

____________________________

MORE INFOS

Wenn du mehr über Anastasia und FeMentor erfahren möchtest, schaue gerne hier vorbei:

Zur Website: fementor.de
Zu Instagram: @fementorin

×